Ich möchte konkreter werden und von mir und meinen mich belastenden Symptomen sprechen.
Meine Innere Weisheit wird mich dazu befragen. Mit 'Innerer Weisheit' meine ich eine Instanz in mir, die die Wahrheit in seiner Gesamtheit erfassen kann, eine Weisheit, die tief in mir verankert ist und teilweise vergraben ist, die quasi wie eine innere Stimme ist.
Ich bin selbst gespannt, was dabei herauskommen wird.
Mein erstes gewähltes Thema hört sich auch für mich ziemlich provokativ und anstrengend an, zugleich ist es ein stark angstbesetztes Thema. Ich bin also gespannt, was ich schreiben werde.
Vom Dummsein, bzw. von dem Gefühl, der Angst, das zu meinen
Erlaubst du dir, dumm zu sein?
"Nein, auf keinen Fall.", antworte ich prompt.
"Wenn ich dumm wäre, müsste ich mich tarnen, es verstecken vor mir und anderen - keine/r dürfte meine Dummheit merken. Sie ist eine unverzeihliche Schwäche", denke ich leise.
An dieser Stelle muss ich tief durchatmen, weil ein Teil von mir davon immer noch sehr berührt wird.
Du irrst, wenn du dem Glauben unterliegst, dass ich dich nicht gehört hätte.
Aber was ist Dummsein eigentlich, bzw. was verstanden deine Eltern oder verstehst du darunter?
- Naiv zu sein,
- etwas nicht zu verstehen,
- vor Zusammenhängen zu kapitulieren,
- lieber nicht mitzudenken,
- nicht mehr zuzuhören, weil folgende Sätze aus meiner Kindheit in mir nachklingen: "Das verstehst du nicht." "Das ist nichts für dich." "Das geht dich nichts an." "Später wirst du uns verstehen."
- Kinder sind dumm (Das denke ich natürlich nicht wirklich. Das habe ich aber so gelernt.), denn sie dürfen keine eigene Meinung haben. Sie sind nur ohne Meinung gesellschaftskompatibel. Kinder dürfen nichts sagen.
- Sich zu schämen, für das, was ich sagte, weil es falsch oder nicht klug genug war.
- Andere als dumm zu verurteilen.
Haha, beim letzten Punkt stimme ich dir zu. Das ist wirklich dumm, aber bei allen anderen? Dir ist doch klar, dass deine Denkweise nichts mit Dummsein zu tun hat, oder?
Doch, warum hast du so eine Angst davor, dumm zu sein?
Dumm zu sein war/ist eine meiner größten Ängste, die Angst, nicht gut genug zu sein, so wie ich bin, nicht richtig zu sein. Ich musste doch als Kind bestehen in dieser Akademikerwelt, in der ich aufwuchs. Meine Mutter musste stolz auf mich sein.
Noch schlimmer ist, dass Menschen merken könnten, dass ich gar nicht richtig denken kann, dass ich nur denken kann, wie ich eben denke. Und das ist nicht intellektuell, nicht schöngeistig oder philosophisch. Ich bin keine Teilnehmerin des "Literarischen Quartetts" oder von "Aspekte". Ich bin auch nicht bewandert in der Literatur, in Geschichte oder Naturwissenschaften.
Was soll daran bloß falsch oder sogar dumm sein?
Nichts, dennoch kämpft es in mir.
Ich lese das, was mich emotional anspricht, was mir Freude bereitet, was mich berührt.
Da können sogar manchmal literarische Schätze dabei sein. Gut so!
Was ist denn jetzt das eigentliche Dilemma?
Tief in mir denkt ja immer noch ein Teil: "Ich darf nicht dumm sein und vor allem darf es keiner merken."
Oh Gott! Was für eine Bürde!
Es gab Menschen in meinem Leben, die mich für mein Sein ausgelacht haben, was passieren konnte, weil ich mich nicht gab/verhielt, wie ich eben bin. Das heißt, wenn ich mich verstellte, wenn ich meinte dazugehören zu müssen, wenn ich wissend tat - auch wenn ich keine Ahnung hatte, aus Angst und Scham, die anderen könnten mich als dumm und unwissend wahrnehmen oder sogar entlarven - wenn ich einfach lachte und gar nichts verstand - wenn ich vorgab, eine Person zu sein, die ich nicht wirklich bin.
Wie schade, dass Menschen dich so behandelt haben, dass du meintest so über dich denken zu müssen!
Wie willst du heute mit dieser Denkart umgehen?
Fakt ist: "ICH DARF DUMM SEIN!" und "BIN ES GAR NICHT!"
Das hast du gut erkannt.
Ich darf als hellste Kerze am Firmament leuchten oder eben auch nicht. Ich darf naiv denken. Ich lasse mich leicht auf den Arm nehmen und das ist okay.
Ich darf sprechen, wie ich eben reden kann. Das ist nach wie vor nicht flüssig, wenn sich Angst in meinem Sprachfluss schiebt, ihn zu Pfützen macht, die nicht ineinander fließen können. Das ist okay und gehört zu mir.
Ich darf auch manchmal nicht zuhören aus Angst, etwas nicht zu verstehen. Nicht zuzuhören gab meiner kindlichen Seele schließlich Sicherheit, denn fragen durfte ich ja nichts. Wenn ich nichts hörte, war ich so, wie man mich haben wollte: klein, lieb, unwissend, ohne Meinung. So konnte ich niemanden blamieren. Der Widerspruch schlechthin war, dass ich ja studiert habe, um meine Eltern nicht zu enttäuschen.
Wie konnte das funktionieren in deiner Rolle als Dumme?
Das war tatsächlich ziemlich schwierig, weil ich immezu dachte, dass ich meine Arbeit nicht gut genug mache. Ich fiel auch einmal durch, habe mich aber immer wieder aufgerappelt und wollte mir keine Blöße geben.
Einerseits alle Achtung, andererseits musstest du dir und deinen Eltern ja was beweisen!
Doch zurück zu meiner Frage. Wie gehst du heute mit dem Thema um?
Ich bin so froh, dass ich beständig wachse im Denken, im Sprechen, im Zuhören, im Schreiben, im Benutzen von Wörtern, mit deren Bedeutung ich neue Bekanntschaften schließe. Meine Ängste sind nicht mehr so groß wie früher. Sie schleichen sich schon noch öfter ein, doch meistens kann ich sie entlarven. Das gelingt mir nicht immer in der jeweiligen Situation, aber spätestens im Nachhinein.
Ich weiß auch sehr genau, dass ein Wegschieben oder Übertuschen der Symptome nur ein Herumdoktern an den Symptomen wäre. Ich weiß, dass die Ursachen in den Tiefen meiner Kindheit liegen und ich diese Angst durch Annahme und Umarmen als zu mir gehörige Angst nach und nach in mir integrieren kann.
Und genau das tue ich, indem ich über sie schreibe.
Das freut mich sehr für dich und du kannst dir denken, dass ich das schon wusste. Du kannst dir auch sicher sein, dass ich dich in allem, was du tust, unterstütze. Ich sehe deine Veränderung, denn ich bin dein Leben und immer - für - dich.
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