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All die ungelebten Leben - Michaela Abresch

 

Buchbeschreibung der Autorin:

 

"Als Kind war ich davon überzeugt, von uns dreien die unwichtigste, die nutzloseste, die wertloseste Tochter zu sein. Warum sonst durftet ihr bleiben, während er mich fortgab?“ Janes Krankheit zwingt sie dazu, ihre Arbeit für ein humanitäres Hilfsprojekt im Südsudan zu beenden. Die Angst davor, nach ihrem Tod in Vergessenheit zu geraten, weckt in ihr den Wunsch, nach zwanzig Jahren des Schweigens Kontakt zu ihren beiden Schwestern aufzunehmen. Sie lädt sie nach Rømø ein, auf die dänische Insel, wo sie als Kinder unbeschwerte Ferien verbrachten. Notdürftig knüpfen die Schwestern das einst zerrissene Band zusammen, um Antworten auf Fragen zu finden, die in der Familie nie gestellt werden durften. Die eigenwillige Selma vermeidet alles, was alte Wunden aufreißen könnte. Mascha sieht sich unvorbereitet mit einer Schuld konfrontiert, die sie zutiefst erschüttert. Und Janes Zustand verschlechtert sich Tag für Tag. Michaela Abresch erzählt die berührende Geschichte einer Familie, die geübt darin ist, den Mantel des Schweigens über störende Risse im Familiengefüge zu breiten – ohne zu merken, dass die verschwiegenen Wahrheiten sie alle an einem erfüllten Leben hindern."

 

 

*Buchrezension – unbezahlte Werbung, da selbst gekauft*

 

 

 

Emotional – berührend - intensiv

 

Dieses Buch hat mich gefesselt. Kenne ich den Mantel des Schweigens im Familiengefüge doch selbst nur zu gut und weiß aus eigener Erfahrung wie schnell es geschehen kann, dass „Leben ungelebt“ bleiben.

 

Jede/jeder dieser Familie trägt ihre/seine Last auf den eigenen Schultern. Kommunikation untereinander gibt es schon lange nicht mehr, bzw. gab es auch kaum.

 

 

Die todkranke Jane bricht das Schweigen und bittet ihre beiden Schwestern, die sie 20 Jahre nicht sah, zu ihr zu kommen auf die dänische Insel Rømø, wo sie von ihrer Tante Gitte gepflegt wird. Die Schwestern ahnen nichts von der schweren Erkrankung …

 

 

Nach und nach erfährt die Leser*in die Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder.

Diese beschreibt Michaela Abresch gekonnt aus den Perspektiven der vier Frauen, die sowohl von Vergangenem als auch von Gegenwärtigem erzählen. Der Schreibstil ist emotional, sehr packend und unter die Haut gehend.

Alles Verdrängte, Toxisches aus der Vergangenheit, alte Familiengeheimnisse werden berührend und eindringlich ans Licht gebracht, in der vertrauten Umgebung der Insel und des Meeres, wo die Schwestern in ihrer Kindheit glückliche Ferien verbrachten.

Die Frauen kommen sich langsam näher.

Gleichzeitig nimmt die Leser*in teil am Sterbeprozess von Jane, begleitet und gehalten von ihrer Familie. Auch dieser wird hochemotional und intensiv von der Autorin beschrieben.

 

 

So ist das Buch definitiv keine leichte Kost für zwischendurch.

Die Bilder, die am Ende bleiben, sind trotz allem wohltuend, reinigend und klärend.

 

 

Für mich ist die Vorstellung sehr schön, den Sterbeprozess so begleitet erleben zu können.

 

Ich kann dieses Buch von Herzen empfehlen.

 

 

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