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Das ewige Herumstochern in den Wunden

Intuitiv entstandenes Bild zum Thema:

Negative Anteile nach Hause holen

Okay, häufig empfinde ich mein Leben als ziemlich anstrengend. Und manchmal habe ich die Nase so richtig gestrichen voll.

Ich arbeite und arbeite an mir...

 

Jetzt, im September, habe ich die Schnauze voller als voll und ja, ich muss das jetzt auch einmal so unflätig von mir geben.

Ich habe die Schnauze voll, ewig in meinen eigenen Wunden herumzustochern, mich ständig zu hinterfragen, mich heilen und optimieren zu wollen.

Und sehe ich den erwarteten Erfolg? Nicht unbedingt so wie ich mir das wünsche. Es arbeitet in mir...

 

Ich hatte einen echt harten August - okay nicht nur ;-), da waren ja auch die vielen schönen Momente mit Freunden, in Zoutelande, die ich genossen habe, aber so leicht vergesse - sorry!!!!!.

Hart und heilsam war der Kurs "schattenwerk" mit Veit Lindau auf www.homodea.com, mit dem Anschauen meiner Dämonen und ihrer Verwandlung in DAIMONEN (Schutzgeister), mit dem Nachhauseholen meiner Schatten.

 

Ja, das Dunkle in mir ist da. Die Wunden sind da. Sie werden immer da sein.

Aber, es gibt ein Leben mit meinen Wunden!!! Das vergesse ich manchmal, vor lauter Rumwühlen in den Wunden.

 

Das Leben mit meinen Wunden kann/könnte sogar richtig schön sein :-).

Lucia von Fürstenberg-Maoz drückt das so aus: "Die Wunde ist das goldene Tor deiner Essenz."

Unter Essenz verstehe ich hier mein Sosein, meine ursprüngliche Unversehrtheit, an die ich auch glaube.

Wunden und Essenz sind gleichermaßen in mir.

 

Aus einer Wunde kann ein Wunder werden (schließlich muss ich nur einen Buchstaben anhängen;-)):

  • wenn sie sein darf
  • wenn ich offen bin für den Schmerz
  • wenn ich den Widerstand in mir anerkenne
  • wenn ich meine Unversehrtheit Schicht für Schicht wieder entdecke und damit auch die vielen Möglichkeiten, die in mir stecken

wenn ich mich als der einzigartige Mensch zeige, der ich bin.

Ich möchte meinen Schatz/mein Wunder aus meiner Schattenseite/meinen Wunden/meinem Trauma heben.

 

Das heißt, dass ich mich ehrlich zeigen möchte - so wie ich bin - mit all meinen Zweifeln, Haderern, eben mit meinen Wunden.

Ich will nach vorne gehen, mein Trauma als Kleid tragen, mich mit meinen Traumata bekleiden, nicht im Sinne des Sich damit Schmückens, sondern im Sinne des Dazu Stehens und mich so anderen Menschen zeigen. Echt und ehrlich!

 

Ausgangspunkt für meine Gedanken war folgendes Gedicht von Maya Luna:

 

HEUTE

habe ich aufgegeben mein Trauma zu heilen.

Ich habe das Üben von Fähigkeiten aufgegeben.

Um ganz zu werden.

Heute habe ich aufgegeben mich zu entwickeln

in die immer trügerische, bessere Version von mir selbst.

Heute habe ich mich der Wunde der Liebe ergeben.

Ich hörte auf, auf sie zu zeigen.

Sie anzuschauen. Sie zu beruhigen. Sie zu zwicken.

Sie zu reparieren. Sie zu überlisten.

Sie zu verstecken. Sie zu polieren.

Ich habe dieses Spiel der Trennung gestoppt.

Ich kroch in die Wunde hinein.

Und breitete sie offen aus.

Ich beschloss sie wie ein Kleid zu tragen.

Ich akzeptierte mein totales Scheitern.

Um nichts anderes zu sein als ich selbst.

 

Dieser Gedanke, meine Wunden wie ein Kleid zu tragen, birgt für mich Erleichterung, weil ich den Wunden so die Erlaubnis geben kann, sein zu dürfen - Ich mich einfach zeigen darf, in diesen verschiedenen Kleidern - Meine Wunden so auf eine andere Art und Weise von mir versorgt werden können, wenn ich sie offen trage - Und meine Wunden kleiden mich sogar, weil sie zu mir gehören.

Ein sehr schöner Gedanke!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Philipp (Samstag, 19 September 2020 18:40)

    Liebe Cathrin.
    Wenn Du so von Deiner Wunde schreibst, ist es für mich ähnlich der Gebegserfahrung, sich vor Gott ganz zu entkleiden, um von Ihm umhüllt und geheilt zu werden. Sind die Wunden die Veränderungen an uns, die wir nicht annehmen, erdulden, mittragen wollen? Ich glaube ganz fest, dass wir nur so viel aufgeladen bekommen, wie wir tragen können, und nicht weil Gott ein Sadist ist, sondern im Leben selbst die stete Veränderung, der Verlust, das Leid innewohnt. Je mehr wir vertrauen können, in etwas aufgehoben zu sein, das uns alle umfängt und trägt, desto weniger werden wir ein Leid spüren, sondern an dem Tieferen, uns alle Tragenden erfreuen. Bei der Geburt Deiner Kinder konntest Du Schmerzen wegatmen. Vielleicht gelingt es Dir jetzt in den Bergen, näher zum Himmel, das wegzuatmen, was aus Deinen Wunden Schmerzen macht, und nur die Male zu behalten, die Dich an Lebensstatiinen erinnern mögen, aber Dich nicht mehr vom Leben abhalten. Hab einen glücklichen Urlaub. Und schrei mal Deinen Ärger in die uralten Berge...

  • #2

    Cathrin (Donnerstag, 24 September 2020 16:40)

    Lieber Philipp,
    danke für deine Worte! Ich sehe es eher so: Veränderungen können wir aufgrund unserer Wunden häufig nicht annehmen, weil sie das Gewohnte über den Haufen schmeißen, wir neue Pfade betreten und diese uns gewaltig ängstigen können. Wenn wir unsere Wunden anerkennen (und den dazugehörigen Schmerz) - das meine ich mit `mein Traumakleid tragen` -, dann kann Veränderung geschehen, weil ich nicht mehr gegen mich selbst kämpfe, weil ich die Wunden nicht mehr weghaben will und lerne, Mitgefühl für mich zu entwickeln. Also heißt das für mich hineinatmen statt wegatmen. Da sehe ich mich auch unterstützt und begleitet in einem großen Ganzen.