Unfriedliches Borkenkäferchaos
Ein schönes Datum heute, bemerke ich gerade (möglicherweise eine Art Zeichen;-)).
Eigentlich wollte ich einen Text zum Thema Weiblichkeit schreiben. Angefangen hatte ich schon. Doch der Unfrieden in mir schob sich mehr und mehr in den Vordergrund. Ich lasse ihn mal einfach sein und gebe ihm den Raum, den er wohl auch mal braucht...
Corona-Zeit - diese Zeit macht was mit mir - erst unbemerkt und irgendwie schleichend. Es dauerte eine ganze Weile bis ich es mir eingestand. Ist die Veränderung für mich doch gar nicht groß, schließlich bin ich sowieso zu Hause. Klar, viel weniger Kontakte, Geburtstage unter außergewöhnlichen Umständen (sowohl meiner als auch der meines Mannes), kaum Unternehmungen, eingeschränkte Bewegungsfreiheiten...
Also viel Veränderung in der äußeren Welt bedingt durch Corona, genauso ja eine große Chance für Wandlung und Veränderung in meiner inneren Welt. Zeit für die innere Welt, für das, was mich ausmacht, da genauer hinzuspüren und nicht mehr krampfhaft an der äußeren Welt anzuhaften durch Ablenkung.
Trotzdem, innere Veränderung, bzw. der Anstoß dazu, macht Angst. Wie sieht die Veränderung aus? Verlasse ich möglicherweise sicheres Terrain? Welcher Schmerz kommt auf mich zu? Bin ich vielleicht schon mittendrin und kann es noch gar nicht richtig sehen.
Wohl von allem etwas.
Ich möchte heute einen sehr persönlichen Text (Auszüge daraus) mit euch teilen, ein Text, der letzte Woche nachts entstand, als es mir alles andere als gut ging. Ein Chaos an Gedanken und Gefühlen in einer Zeit, in der ich mich selbst kaum aushielt. Und meistens ist es so, dass sich unfriedliche Gedanken mit den entsprechenden Emotionen und Handlungen selbst potenzieren, d.h. die Negativität spitzt sich immer weiter zu.
Falls dir dieser Text zu viel wird, höre einfach auf zu lesen! Er zeigt das Gegenteil von Selbstliebe auf.
Gegen Ende wird es besser, weil mir das Schreiben fast immer hilft, wieder klarer zu sehen...
"Es ist mitten in der Nacht. Ich weiß nicht mehr weiter. Alles in mir ist Ablehnung, Hass. Ich sah mich im Spiegel und kotzte mich an (heißt, ich streckte mir die Zunge heraus und machte
Grimassen). Ich bin alles außer mir selbst. Vielleicht will ich jemand sein, der ich nicht sein kann? Nein, ich will die sein, die ich bin? Aber wer bin ich? Die, die immer wieder an sich
selbst verzweifelt, die menschenverachtende Dinge isst (zur Erklärung: Ich hatte eine Dokumentation gesehen, die deutlich machte, wie Menschen durch die Macht bestimmter Konzerne dick und
dicker werden), um sich selbst (also mich) noch mehr zu zerstören? Die, die diesen Industrien zuspielt, mitmacht, diese Dinge selbst isst, sich quasi ergibt und zulässt, dass es so
weitergeht. Die, die mit sich selbst nichts anzufangen weiß. Und überall dieses schreckliche ungesunde Essen! Wie krank ist das, dass wir so viel Geld dafür ausgeben, uns davon abhängig machen
lassen. Und ich? Ich mache mit, erliege selbst meinen Esssüchten, traue mich nichts, lebe mundtot weiter, rege mich über irgendeinen Coronamist auf. Dabei ist die Gesellschaft krank wegen der
Profitgier, weil der Mensch meint, sich alles untertan machen zu können. Und ich? Ich lasse mich davon gefangen nehmen und hasse mich selbst. Wie kann ich auch handlungsfähig werden,
wenn der Selbsthass noch so groß ist? Mein Leben muss doch einen Sinn haben! ( ... ) Bin ich zu krank und will es mir nicht eingestehen? Ich könnte kotzen. So ein Leben will ich nicht.
Kann ich nicht die Welt erst retten (und das wollte ich irgendwie schon immer), wenn ich mich selbst gerettet habe? Doch wie soll ich die Kraft dafür aufbringen, wenn ich in mir keinen Halt habe? Ich will mehr. Ich möchte selbstwirksam sein aus mir heraus. Bin ich die, die "Gedanken am Meer" oder "Gedanken am Fluss" niederschreibt? Bin ich die, die hier schreibt? Doch schon..., ich glaube, ich will diese in sich unsichere Person nicht sein. Mache ich immer noch alles, um Anerkennung zu bekommen? Die kleine Cathrin muss doch endlich geliebt werden ( ... ) War ich jemals die, die ich vorgab zu sein? Welche von mir bin ich? Ich kann es nicht sehen. Doch, gerade die zutiefst Verzweifelte ( ... ) Dann rede ich auch noch schlecht über andere? Will ich das? Weiß ich doch, dass ich mir so zusätzlich selbst schade!! Ich möchte mir nicht mehr schaden, und doch tue ich es immer wieder. Ich lebe ein Leben, das mich nicht erfüllt und mich an mir verzweifeln lässt ( ...)
Ich bitte um Führung, dass ich mir vergeben kann und den Schmerz annehme."
Mir ist klar, dass dieser Text wirklich kein leichter ist. Allerdings ist er authentisch, weil ich so hin und wieder fühle.
Geht es dem ein oder anderen von euch auch so oder kennt ihr diese Verzweiflung nicht?
Durch mein Schreiben lichtet sich das Chaos wieder, so dass ich zurück in die Hoffnung komme.
Ich möchte diese starke negative Energie gerne in eine positvie Energie transformieren und für mich und mein Sein nutzen. Da steckt so viel Kraft hinter.
Ich bemerke, wie sehr ich im Prozess bin, mir vieles immer bewusster wird. Ich vermehrt ja sagen kann zu dem, was ist, und nach und nach loslassen möchte.
Vielleicht ist der Wandel in mir tatsächlich schon ganz nah :-)
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Frank (Montag, 20 April 2020 18:00)
Wow, ganz schön mutig, sich so zu öffnen! Die Verzweiflung darüber, nicht das Leben zu leben, das mich erfüllt, kenne ich auch, habe ich auch schon gespürt. Aber es gibt auch die anderen Momente, die erfüllten, beseelten, in denen ich mit mir im Reinen bin. In der Verzweiflung den Blick darauf zu richten, daran arbeite ich noch.
Felike (Dienstag, 21 April 2020 16:26)
Liebe Cathrin,
so einen Selbsthass, wie Du ihn beschreibst, kenne ich zum Glück nicht.
Wie Du über Dich selbst schreibst lässt mich vermuten, dass Du einst ganz tief in deinem Urvertrauen enttäuscht wurdest und man dir das Gefühl gab, nicht genug wert zu sein, nicht geliebt zu werden, so sehr, dass Du dich selbst nicht mehr lieben kannst - oder besser gesagt, konntest. Aber dass dieses Gefühl immer noch hin und wieder aus Dir ausbricht - nicht geliebt zu werden, noch nicht mal von Dir selbst?
Es klingt immer so schlau, dass man andere nicht lieben kann, wenn man sich selbst nicht liebt. Aber so einfach ist das nicht. Es gibt Menschen, die Dich sehr lieben, Dich mögen so wie Du bist, und die auch bereit sind mit dieser Seite von Dir mit Dir zu leben. Dich annehmen.
Ich hoffe, Dir fällt das das nächste mal ein, wenn Du wieder voller Verzweiflung vor dem Spiegel stehst: Du wirst geliebt! Wertgeschätzt, vielleicht auch von Menschen, die Dir scheinbar gar nicht so nahe stehen? Was ist rechts und links neben Dir? Vorauf lenkst Du den Fokus außer auf Dich? Beim achtsam sein? Auf die Schönheit der Natur und das Essen profitgieriger Konzerne? Was ist mit den Menschen neben Dir? Die ein bedingungsloses Urvertrauen in Dich haben?
Du, der Du so bewußt lebst und mit Dir so pfleglich und sorgsam umgehst. Auch was die Ernährung betrifft. Die Welt können wir tatsächlich nur gemeinsam verbessern, und ich, sowie viele andere, zählen da auf Dich!
Aber auch Du bist ein Mensch mit den typischen Schwächen, der gerne auch mal etwas von der ungesunden Seite nascht.... Aber das emfinde ich nicht schlimm, denn die Menge macht es. Nicht der Zuckerhersteller ist der Böse, da er raffinierten Zucker hergestellt hat. Raffinierter Zucker war lange ein Segen für die Menschheit. Aber für Menschen, die ihn unkontrolliert verzehren wird er zum Problem. Das Gleiche gilt mit Alkohl und sonstigen Dingen. Das Gift steckt immer in der Dosis.
Auch die Verzweiflung. Die kenne ich auch. Auch Trauer, Wut, Machtlosigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Mutlosigkeit, Kummer, Enttäuschung, Angst. Starke Angst.
Aber Hass ist ein hartes Ding - darüber vermag ist gar nicht zu urteilen. Klingt für mich zerstörerisch Ich habe oft gehört es wäre die logische Folge von Neid? Ich weiß es nicht
Ich hatte das Glück bisher nicht in meinem Urvertrauen verletzt worden zu sein - bei allem, was ich bisher erlebt habe. Ich empfinde das als Geschenk - und vermutlich habe ich es daher auch nicht verloren. Ich vertraue weiter darauf. Auch auf Dich, liebe Cathrin, und dass Du es schafft, das Gute und Wunderbare immer häufiger wieder in Dir selbst zu entdecken.
Fühl Dich umarmt und gedrückt,
Alles Liebe!
Cathrin (Mittwoch, 22 April 2020 11:34)
@Frank - Lieber Frank, danke für deine Rückmeldung. Ich wünsche dir von Herzen, dass deine erfüllten und beseelten Momente zunehmen.
Cathrin (Mittwoch, 22 April 2020 11:48)
@felike - Liebe Felike, vielen herzlichen Dank für deine wärmenden Worte. Danke, dass du und so viele Menschen für mich da seid und mich so annehmt wie ich bin. Ich weiß das zu schätzen. Ja, ein großer Aspekt meiner inneren Arbeit ist die Verwurzelung, die Erdung, um so etwas wie Urvertrauen in mir zu entwickeln. Das ist auch ein Grund dafür, dass es mich so zu meinem Happy Place, meiner Baumwurzel, zieht.
Und wenn ich mich in einer schwierigen - einer entwurzelten - Phase befinde, hilft mir erstmal nur das Alleinesein, das schriftliche Zwiegespräch, die Meditation, und dann kann ich mich so langsam wieder meinem Umfeld öffnen. Ich glaube, meine allergrößte Stärke ist, dass ich nicht aufgebe, und dafür bin ich sehr dankbar.
Danke für deine Fürsorge!
Monika Bürger (Donnerstag, 23 April 2020 12:45)
Liebe Cathrin ,
ich denke an dich. Geh dadurch und lass es einfach durchlaufen.............................Was kommt, das geht auch wieder! Die Sonne scheint! ich freu mich auf ein Wiedersehen - zu dritt! Halt die Fahne hoch! Dies ist eine Zeit extremer Reinigungsprozesse - für jeden auf seine Art.
Bis bald
Moni (Pippi Langstrumpf)
P.S. Und dann spielen wir wieder Quirkle!!
Cathrin (Freitag, 24 April 2020 10:26)
Liebe Moni,
danke für deine lieben Worte. Ich gehe dadurch und sage "Ja" zu dem, was kommt. Ich empfinde die Reinigungsprozesse gerade auch als sehr extrem. Aber genau die bringen uns weiter. Eine gute Zeit!
Ich freue mich auch auf unser Wiedersehen!!
Alles Liebe
Cathrin