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So bin ich - eben auch depressiv

Liebe Leserinnen,

 

heute werde ich sehr persönlich. Das fällt mir nicht leicht. Schließlich ist dieser Blog öffentlich, aber vielleicht ist es auch gerade deshalb wichtig für mich. Möglicherweise wird der Blog so auch in eine andere Richtung rutschen.

Ich weiß es nicht, wie ich gerade vieles nicht weiß.

Das Schreiben als Therapie wird mir auf jeden Fall helfen.

 

Wie ich in vorherigen Artikeln schon mal kurz erwähnte, ist mein Dasein auch von depressiven Episoden geprägt.

Mein Leben lang "funktionierte" ich, bis zum ersten Zusammenbruch 2012. Ich konnte einfach nicht mehr so wie bisher weitermachen. Es folgten eine lange Auszeit und 10 Wochen psychosomatische Klinik. Das dort Erlente hielt eine ganze Zeit lang vor, bis ich die nächste lange Auszeit 2016 brauchte. Danach wurden die Einschläge kürzer. 2017 - mittlerweile schon mit reduzierter Stundenzahl - war ich auch einige Zeit aus dem Schuldienst raus, und was soll ich sagen - nun schon wieder, und das einen Monat nach Beenden der letzten Wiedereingliederung. Fast die gesamte Zeit über befand ich mich auch in therapeutischer Begleitung.

Nun bin ich erstmal für längere Zeit arbeitsunfähig geschrieben. Ende offen...

 

Ich möchte hier nicht in Selbstmitleid verfallen., aber gerade ist alles mehr als doof....

Es scheint die Zeit gekommen, in der sich bei mir ganz viel ändern muss. Und da stimmt dann auch das MUSS.

Und ich habe die Zuversicht, trotz dieser sowas von unbefriedigenden Situation, dass sich nun auch was ändern wird!!!

 

Was passiert da bei mir? Wie kann es soweit kommen?

 

Einiges!! Schon nach den Sommerferien schlichen sich Erkältungen bei mir ein, an sich nicht schlimm, bei mir aber schon ein Indikator dafür, dass ich verstärkt auf mich achten sollte, denn mir raubt sowas vermehrt Kraft. Irgendwie ging es aber (auch der falsche Ansatz für mich!!!). In den Herbstferien ging es mit dem `Schuss der Hexen` weiter; schmerzhaft, aber auch zu ertragen. Nach den Herbstferien war diese schleichende Erkältung sofort wieder da, so dass ich mir sogar einen Tag Auszeit gönnte. Für mich eine Höchstleistung, weil es mir extrem schwer fällt, meinem körperlichen Bedürfnis nach Ruhe und Erholung nachzugeben und dieses für mich auch durchzusetzen.

 

Erst dachte ich, nun wird es besser, aber schließlich kamen jetzt alle meine persönlichen Symptome meiner Depression zusammen.

Das sind totale innere Unruhe (für mich eines der schlimmsten Symptome, weil sich alles in mir zusammenschnürt, einhergehend mit starkem Herzschlag), Schlaflosigkeit, Unlust, sich berieseln lassen, ein nicht endendes Gedankenkarussell, Weinen (womöglich noch in der Schule, ganz schlimm für mich, da Weinen vor anderen immer noch verknüpft ist mit Schwäche, Mitleid erheischen und Kleinkindlichkeit), ausgelöst durch den Druck und den Stress, den hauptsächlich ich mir mache, aber der natürlich auch ein wenig von außen kommt.

 

Wenn mir alles zu viel wird, dann ist kein Raum für mich mehr da, dann verliere ich meine Tools (Morgenroutine, Meditation, Dankbarkeitsritual...), mein positives Denken bleibt komplett auf der Strecke.

 

Ich verfalle in meine alten Denkmuster, den in der Kindheit erlernten Glaubenssätzen, die sich in meinem Unterbewusstsein dermaßen festgesetzt haben, dass ich ihnen in Stresssituationen immer noch nicht genügend entgegen setzen kann und die sich ihre Macht massiv zurückholen. Und das passiert in so einem Tempo, dass ich es auch zu spät bemerke, bzw. dann trotzdem noch weitermache.

Das empfinde ich wirklich als bitter, denn diese Opferhaltung will ich nicht.

 

Dieses ewige "Ich schaff das alles nicht", "Ich kann das nicht gut genug", "Was denken die anderen von mir"!!

 

Bevor ich zur Schule fahre, geht dann ein innerlicher Kampf in mir los, der ungefähr so aussieht (wenn ich ihn nicht schon einmal aufgeschrieben hätte, könnte ich ihn gerade nicht so beschreiben):

"Ich will nicht mehr. Das geht nicht, du kannst nicht fehlen. Das kannst du deinen Kolleginnen nicht antun. Warum habe ich mir so viel aufgeladen? Die anderen müssen genau so viel arbeiten. Du bist nicht krank, da muss man so viel machen. Ich will nicht krank sein, nicht schon wieder. Ich will mich nicht verstecken müssen. Ein Unfall wäre einfacher..." - Es ist in dem Moment ein Akt der Verzweiflung, der ziemlich viel Kraft zieht.

Mehr möchte ich dazu jetzt nicht schreiben.

 

Ja, ihr lieben Leserinnen, nun soll ich mich also erstmal erholen, in mich hineinspüren, was ich gerade im Moment möchte, und mehr nicht!

 

Ich wünschte mir immer, mein Genesungsprozess würde schneller verlaufen. Das tut er aber nicht, und das weiß ich jetzt auch.

Vieles von dem, was ich schon weiß, muss sich seinen Weg in meine Gefühlswelt bahnen, neue Ausfahrten in meiner eingefahrenen Gedankenwelt gefunden und verinnerlicht werden. Leider geht das nicht von heute auf morgen, so dass ich auch gar nicht sagen kann, wie es hier weiter gehen wird.

 

In jedem Fall ist das Schreiben für mich ein starker Anker, der mich hält und ein Stück befreit.

Ich will mich nicht verstecken.

Danke für`s Lesen!

 

Und ich freue mich - und das gerade jetzt - über eure Gedanken.

 

 

 

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Felike (Mittwoch, 21 November 2018 20:56)

    Liebe Cathrin,
    ich bin traurig zu lesen, wie schlecht es dir wieder geht und hoffe, dass die Zeit dir wieder Ruhe und Kraft gibt zurück zu der positiven Cathrin zu finden, die ich ja auch kenne. Frustrierend ist bestimmt die Erkenntnis, dass die Abstände zwischen deinen Erkrankungsphasen immer kürzer wurden. Ein Patentrezept gibt es noch immer nicht gegen die Krankheit aber bestimmt ist es wichtig, dass du dir wieder deiner Ziele im Leben bewusst wirst.
    Ich wünsche dir alles Liebe!
    Deine Elke

  • #2

    Cathrin (Donnerstag, 22 November 2018 10:32)

    Danke für deine Worte, liebe Elke. Ich werde mir die Zeit für mich nehmen.

  • #3

    Nikolaus Schürholz (Montag, 26 November 2018 10:11)

    Liebe Cathrin,
    ich habe heute morgen, deinen Blog gelesen. Er hat mich sehr berührt. Teilaspekte kenne ich nur zu gut. Du bist eine sehr mutige Frau. Dein Umgang mit der Depression beeindruckt mich sehr. Ich freue mich darauf, wenn wir uns mal wieder treffen.
    Lieben Gruß Nikolaus

  • #4

    Cathrin (Montag, 26 November 2018 14:59)

    Lieber Nikolaus,
    deine Worte haben mich gerade auch sehr berührt und die Tränen standen mir in den Augen.
    Ganz lieben Dank!!
    Cathrin ( Ich melde mich...)

  • #5

    Gabi (Donnerstag, 29 November 2018 18:18)

    Liebe Cathrin! Eigentlich warst du ja sehr zuversichtlich, aber wenn die Depression zuschlägt... Ich finde es toll, dass du so intime Sachen schreiben kannst, selbst wenn es dir so schlecht geht! Wir kennen uns seit 2012 aus der Klinik, ich glaube, dass ich Süchte auslebe, wenn es mir schlecht geht. Das ist eine der schlechtesten Methoden. Fühle dich gedrückt!

  • #6

    Cathrin (Sonntag, 02 Dezember 2018 14:06)

    Liebe Gabi,
    ich drücke dich zurück. Es ist ja nun nicht so, dass ich Süchte nicht kenne, ob das jetzt emotionales Essen oder auch mal der Alkohol ist. Für den Moment kann das ja zum Selbstschutz (so lange wir nicht abhängig werden) auch gut tun. Das Problem ist nur, dass wir uns nach dem GENUSS meist total verurteilen... Naja, mir passiert das zumindest!
    Tja, und in der Adventszeit dürfen es auch mal ein paar Plätzchen mehr sein ;-)
    Alles Liebe für dich
    Cathrin