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Chaos im Inneren und Chaos im Außen

So chaotisch wie ich innerlich bin, erlebe ich meine Außenwelt.

Die von mir erlebte Außenwelt entspricht dem, was ich innerlich bin - die Außenwelt als mein Spiegel.

 

Ich durfte lernen,

und nehme die Herausforderung an, nachdem ich erneut meine Gefühlspalette der Verzweiflung durchlebte, mein Opferdasein zu durchleuchten.

 

Seit drei Wochen lebe ich in einem "gefühlten" Ausnahmezustand, seitdem die Ruhr unser Untergeschoss flutete.

Ja, ein beträchtlicher Schaden, aber wie ich mich in mein Opferdasein fallen ließ, zeigt mir viel über mich selbst und was ich nun lernen darf. Ich erkenne an, wie tief meine Kindheitstraumata in meinem Körper sitzen und möchte sie mir erneut (seit 10 Jahren etwa tue ich das therapeutisch) und nun viel liebvoller anschauen.

 

Folgende Situation der letzten drei Tage triggerte mich enorm:

Letzten Freitag sollten um 8 Uhr die Abbrucharbeiten bei uns anfangen. Da war ich sowieso schon angespannt und unruhig wg. der zu erwarteten Lautstärke und des zu erwarteten Staubs. Die Zeit verstrich und es fand lediglich eine halbstündige Begehung mit dem Vorarbeiter am Nachmittag statt. Die Arbeiten sollten nun am Samstag um 8 Uhr beginnen.  Es passierte nichts, keine Nachricht, niemand, den wir am Samstag hätten erreichen können, einfach nichts. Wir warteten. Dazu kam, dass die Firma, die in unserer Siedlung noch 2 weitere Häuser nach dem Hochwasser trocknet, in den anderen beiden Häusern arbeitete. Um bei uns zu arbeiten, standen einfach nicht genügend Arbeiter zur Verfügung.

Meine Nerven lagen blank. Ich fühlte mich ungerecht behandelt, wurde eifersüchtig, missgünstig. Wir hatten doch alles gegeben und wieder war es nicht genug. Wir wurden einfach hängengelassen.

Wir gingen ein wenig spazieren, landeten später in einem Restaurant. Das war merkwürdig leer, die Kräfte waren ungelernt und unsicher. Mir wurde schon klarer, was da gerade in mir abläuft. Trotzdem kam ich nicht wirklich aus der Situation heraus. Später lagen wir erschöpft auf dem Sofa, als es plötzlich gegen 22.30 Uhr ohrenbetäubend laut knallte. Ich erschrak und geriet in Panik. Mein Mann ging auf den Balkon. Die elektrische Rollade bewegte sich nach unten. Ich schrie nur noch: "Frank!" Er hörte meinen Schrei nicht wegen des Lärms. Der Knall erpuppte sich als Profifeuerwerk, 20 Meter von unserem Haus entfernt. Im Gegensatz zu meinem Mann, war ich nicht in der Lage, das Feuerwerk zu diesem Zeitpunkt in irgendeiner Form genießen zu können.

Sonntag versuchte ich für mich zu sorgen, indem ich las und schrieb.

Wie sehr diese Situation noch an mir nagte, spürte ich heute am Montagmorgen. Wieder kamen keine Handwerker, obwohl die Firma auf allen Kanälen von uns benachrichtigt wurde.

Die Gefühle des Opfers begannen in mir zu wüten. Eine gutgemeinte Textnachricht meiner Mutter erreichte mich: "Ist alles gut bei euch? Ist alles rausgerissen?"

Das reichte. Die Gefühle überfielen mich mit voller Kraft. Alles schnürte sich in mir zu. Ich fing an zu weinen, gab ihr die Schuld. "Ich verkrafte das nicht wegen dir, weil du mich immer allein gelassen hast. Wegen dir komme ich mit meinem Leben nicht klar."

Mein kleines Mädchen fühlte sich völlig von mir verlassen, was ich nun deutlich erkannte.

Erst dann war es mir möglich, mich selbst, mein kleines Mädchen, in den Arm zu nehmen. Ich sagte mir liebevoll: "Es ist okay. Es ist wie es ist." Die Tränen durften fließen und ich wiegte mich, bis es mir besser ging.

 

Ich kenne meine alten kindlichen Gefühle und trotzdem fühlte ich mich überrascht von ihrer Intensität. Ich vermute, dass sich wieder ein kleines Stückchen lösen und integrieren durfte, des Nicht Genug Seins, des Hängengelassenwerdens, des Nicht Für Mich Da Seins, des Nicht Wichtig Seins, des Aushaltenmüssens, des Nicht Geliebt Werdens.

Schritt für Schritt gehe ich meinen Weg weiter.

 

Wie im Innen so im Außen - wie im Außen so im Innen.

 

Ihr könnt euch denken, wie es mit den Handwerkern weiterging.

Kurze Zeit später fingen sie mit ihren Arbeiten an.

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