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Waldimpressionen - Urlaubsnachklang

Märchenwald

Urlaubsnachklang - im Wald und in mir

 

ZUERST - die Autofahrt in die Oberpfalz - viel Verkehr - ich komme an meine Grenzen - wenn ich nicht selbst fahre, verliere ich die Kontrolle - komplett - für einen Moment stürzt alles in mir zusammen - ich will zurück nach Hause - eigentlich will ich gar nichts mehr - die Nerven liegen blank

 

SPÄTER - freudige Ankunft bei unseren Freunden - langsam komme ich wieder runter - schiebe meine innerliche Erregung zur Seite - manchmal ist es gut, dass ich das kann - wenn auch nicht immer ehrlich - Sitzen am Feuerkorb - vergessen und schon ein wenig genießen - Sekt und Wein

 

WALDWANDERUNGEN - sechs bis sieben an der Zahl - Schritt für Schritt - einen Fuß vor den anderen setzen - immer weiter gehen - ich liebe es - ca. 150 km - kaum Menschen - keine Tourihotspots - Oberpfälzer Wald - Böhmerwald - der Wald wirkt gesund, obwohl er es nicht ist - wunderschöne Fichtenwälder und Mischwälder - dieser Duft - auch von geschlagenen Kiefern - ich sauge ihn in mich auf - Pilzzeit - unglaubliche Exemplare von Fliegenpilzfamilien - unbekannte Pilze wie der Riesenschirmling, der violette Lacktrichterling, der klebrige Hörnling oder die gelbe Lohblüte - Farbenexplosionen an Pilzen, Flechten, Bäumen und Himmel - beginnender Herbst - der Wald, die wunderschöne sanft hügelige Landschaft laden zum Fotografieren ein - das heißt für meinen Mann, hunderte Motive einzufangen - das ist sein Hobby - er liebt es - das heißt für mich, lernen mich nicht aufzuregen, ihn nicht zu gängeln, geduldig zu sein, zu warten und die Natur zu genießen - damit mir das gelang, wandte ich drei Schritte an: 1. Stopp zu mir sagen (laut oder innerlich), 2. meine Gehirnnervenbahnen in eine andere/unbekannte Richtung zu lenken, indem ich z.B. "Schubidubidabbi " sage und mich wie ein Pferd ausschüttle (unter dem Begriff `Zapchen` finden sich im Netz weitere Körperübungen) und 3. mich neu zu entscheiden (z.B. ich bin geduldig und genieße jetzt den Wald:-)) - der Wald als Übungsfeld für meine psychischen Befindlichkeiten - auch körperliche Anstrengungen - die Hüftdysplasie zeigt sich - die kann ich gut wegschieben, liebe ich das Wandern doch viel zu sehr - Klettern auf Burgruinen - mit Hilfe komme ich nach oben und auch wieder nach unten - bei manchen Felsen, die mein Mann erklimmt, schaue ich weg und bitte um Führung - das hilft mir und meiner Angst - mein Mann überlebt ;-) - kleine Kapellen - eine Rosenkapelle für mich - ich stehe direkt unter dem Rosenkreuz - der Eingangsbereich so groß wie ich, wie für mich gemacht - ein wunderschönes grünes Moosherz, das sich natürlich gebildet hat, mitten auf dem Weg - ein Zeichen für unsere Wanderungen - Grenzübertritte - etwas leicht Verbotenes tun - plötzlich trotz Risikogebiets mit beiden Füßen in Tschechien zu stehen ;-) - Kraft tanken auf feuchten Holzbänken - Knäckebrot und Käse - Stille finden - die Momente, in denen man nichts hört - das ist ein Wunder - Freude - und immer wieder Wald ohne Ende - Bachläufe überqueren - einmal auf einer zusammengestürzten kleinen rutschigen Holzbrücke - Traumaangst ist da, Panik kommt auf - auch im Wald - trotzdem heilt der Wald - dieser unglaubliche Duft - Rehe, die erstaunt gucken, und weglaufen - von Tieren gedeckte Tische auf Baumstümpfen, mit unterschiedlich abgenagten Tannenzapfen - ich stelle mir vor, wie sie abends dort sitzen und speisen - so viele Entdeckungen - ich lasse mich inspirieren vom Waldmoos in seinen unterschiedlichen Farben - später an einem verregneten Tag entsteht das Bild "Märchenwald"

 

ABENDS - lange Gespräche mit meiner "alten weisen" Freundin - berührende Momente, die wir teilen - Liebeserklärungen - sie sieht, was ich nicht sehe - sieht, wie ich liebe - ich merke, dass sich etwas in mir löst - ich werde weicher - komme mir und meinem Mann näher - ich spüre, dass ich mich (doch) weiter entwickle - es gelingt mir, diese liebevollen Worte anzunehmen - ich fühle mich reich beschenkt

 

10 Tage - die mich näher zu mir gebracht haben und im Nachhinein ihre Wirkung zeigen

 

Impressionen lassen sich für mich leichter mit textlichen Bausteinen ausdrücken. Von daher habe ich mich entschieden, ähnlich wie in meinem neuen Format SeelenFarbenFetzen zu schreiben.

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Kommentare: 5
  • #1

    Frank (Dienstag, 20 Oktober 2020 13:34)

    Wunderbare Worte für das Erlebte. Dankbar lese ich und erfahre mehr. Der Wald, das Leben, die Beziehung. Farbe und Veränderung. Wege, die gegangen werden wollen. Ich gehe mit!

  • #2

    Cathrin (Dienstag, 20 Oktober 2020 13:50)

    Danke, lieber Frank!

  • #3

    Heide (Dienstag, 20 Oktober 2020 15:48)

    Liebe Cathrin, du hast einen wunderbaren Weg beschrieben mit sehr tiefgehenden Gefühlen und neuen Erkenntnissen . Gehe ihn weiter ! Das wünsche ich dir von Herzen.

  • #4

    Philipp (Mittwoch, 21 Oktober 2020 23:33)

    Danke fürs Mitnehmen, liebe Cathrin. Und Deinen Mut, Ängste so (mit) anschauen zu dürfen. Aber wie Du in Deinen SeelenFarbenFetzen mit Worten umgehst, beeindruckt mich. Mach weiter so, finde immer weitere Ausdrucksformen, immer souveräner wird es Dir gelingen, Deinen Schatten das Licht zu schenken, nach dem sie dürstet. Deine Worte können heilen...

  • #5

    Cathrin (Donnerstag, 22 Oktober 2020 15:06)

    Liebe Heide, lieber Philipp,
    danke für eure berührenden Worte.
    Ja Phil, wenn ich die SeelenFarbenFetzen schreibe, haben die Worte eine heilende Wirkung auf mich :-)