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Eine sogenannte `Belastungserprobung` zu Hause

 

An den Wochenenden meiner stationären Klinikzeit fahre ich oft zur Belastungserprobung nach Hause.

 

Vorletztes Wochenende machte ich folgende Erfahrung:

 

Nach mittlerweile 4 Monaten Hattingen-Innenstadt-Abstinenz probierte ich aus, dort einige Besorgungen zu erledigen.

Ich wollte das so, aber irgendwie war ich mir - je näher der Zeitpunkt rückte - nicht mehr ganz so sicher.

Mein Mann und ich liefen 20 Minuten zu Fuß in die Stadt hinein. Zuerst besuchten wir die ortsansässige Buchhandlung, eigentlich eines meiner Lieblingsgeschäfte. Ich bemerkte, wie ich - sofort nach Betreten des Ladens - diesen komplett abscannte nach mir bekannten Menschen insbesondere aus der Schule. Die Angst, diese dort zu treffen, war unverändert groß und schlug heftiger zu als erwartet.

Es wurde zu voll und zu eng, vor allem in mir. Während mein Mann an der Kasse bezahlte, lenkte ich mich ab und biss mich an einem Spiegel-Bestseller fest. Wieder so ein Titel, der Heilung von Angst und Panik in nur 10 Sitzungen versprach. Ich war kurz versucht, das Buch zu kaufen, kam dann aber schnell zu dem Schluss, dass doch gerade genügend `Heilsbringer` ihr Glück an mir versuchen ;-)

Nachdem wir die Buchhandlung verlassen hatten, begann die Panik in mir zu wirken. Der Druck auf der Brust war stark und auch das Gefühl keine Luft zu bekommen. Ich fing an zu weinen. Mein Mann erschrak ziemlich ob dieser doch unerwartet heftigen Reaktion.

Wir strichen den Besuch eines Cafes und wollten uns nur noch auf die wesentlichen (zu besorgenden) Dinge konzentrieren.

Das schloss natürlich den Besuch weiterer Geschäfte nicht aus.

In unserem kleinen Hattinger Einkaufscenter gingen wir zuerst in den Laden, der die Menschen mit kleinen und großen elektronischen Geräten sowie deren Zubehör versorgt. Nun schon sowieso nicht mein Laden! Auch hier die gleiche Reaktion meinerseits, s.o..
Allerdings kamen hier noch unterschiedliche Geräuschquellen aus den verschiedensten Richtungen dazu, die mir zusetzten.

Ich verließ den Laden fluchtartig und positionierte mich so, dass ich meinen Man beim Verlassen des Ladens sehen konnte. Mein Handy hatte ich zu allem Überfluss auch nicht dabei. Als mein Mann schließlich diesen Planeten-Laden verließ, sah er mich natürlich nicht und ich hetzte ihm im Autopiloten hinterher bis in die ortsansässige Drogerie. Auch dort fühlte ich wieder diese Atemnot und das starke Herzrasen.

Irgendwie stand ich aber - wie dort extra platziert - neben einem Getränkekühlschrank, griff hinein, nahm mir eine eiskalte Fruchtsaftschorle und trank sofort.

So fand ich unbewusst zumindest ein probates Mittel, das mir in einer solchen Situation helfen kann, den Boden wieder unter den Füßen zu spüren. Auch das kühlende Eis im Hörnchen ca. 10 Minuten später wirkte Wunder;-), obwohl es doch noch so kalt draußen war.

 

Ich merke wie stark ich gerade im Therapieprozess stecke. Trotz allem ist die Freude am Schreiben unverändert da und mal schauen, vielleicht schreibe ich ja noch einmal aus der Klinik heraus :-)

 

Es bleibt spannend...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Frank (Montag, 25 März 2019)

    Ich freue mich sehr, dass du diese Erfahrung mit der Erkenntnis eines probaten Mittels, dass dir in solchen Situationen helfen kann, mit einem guten Ende abgeschlossen hast. Ich wünsche dir eine glückliche Zukunft!